Enrique C. Creel war Sohn eines US-amerikanischen Konsuls in Chihuahua am Ende des 19. Jahrhunderts. Als Vizepräsident der Kansas City, Mexico and Oriente Railroad überwachte er den Bau der Eisenbahnlinie von Chihuahua in die Sierra Madre. Die Gemeinde, bis zu der die Gleise im Jahre 1907 verlegt waren, wurde ihm zu Ehren Creel benannt.
Im Herzen der Sierra Madre Occidental gelegen, ist die Ortschaft mit Ausnahme eines kurzen Stopps in San Juanito mit 2.340 m der höchst gelegene Haltepunkt des CHEPE. Eingebettet in die endlosen Kiefernwälder der Sierra, war Creel ehemals forstwirtschaftliches Zentrum. Dieser Charakter hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt, denn der Tourismus gewinnt immer mehr Bedeutung. Ein Bummel durch die Straßen der Stadt zeigt eine bunte Mischung aus einheimischen Werktätigen, Rarámuri-Indianern und Besuchern verschiedener Nationalitäten. Unterkünfte, Restaurants, Agenturen jeglicher Couleur, Bau-, Möbel- und Souvenirläden schießen wie Pilze aus dem Boden. Das Angebot an Unternehmungen ist vielfältig: man kann Mountainbikes ausleihen, reiten, an diversen Tagesausflügen teilnehmen oder mehrtägige Wanderungen antreten.
Creel gilt als Eingangstor zu den Kupferschluchten. Von hier aus erreicht man neben Divisadero und Cerocahui auch Batopilas, die sagenumwobene Stadt im gleichnamigen Canyon. Der Reichtum an Silber, das in mehr als 200 Minen gewonnen wurde, machte diesen Ort über Jahrhunderte zu einem El Dorado für Abenteurer und Entrepreneurs.
Creel wird heute oft mit dem Namen des Jesuiten-Paters Luis Verplancken verbunden, der seine Lebenstätigkeit den Rarámuri-Indianern gewidmet hat. Er kümmert sich seit Jahrzehnten um ihre Belange und besucht sie in den abgelegensten Orten. Sein größtes Verdienst ist wohl die Gründung eines Krankenhauses in Creel, die Clinica de Santa Teresa, in dem die Indianer ohne Bezahlung behandelt werden. Die Kosten hierfür werden zum Teil aus dem Verkauf von Handwerks- und Kunstgegenständen der Rarámuri gedeckt, die man im Missionsladen an der Plaza erwerben kann.
In der näheren Umgebung von Creel liegen einige lohnenswerte Ausflugsziele, wie z. B. der Lago Arareco, sieben Kilometer im Südosten, an der Straße nach Cusárare. Ein malerischer Bergsee, 40 ha groß, umgeben von schönen Felsformationen und Kiefernwald lädt hier zum Wandern, Reiten, Angeln oder zum Beobachten von Wasservögeln ein.
Cusárare, 22 km südlich von Creel, ist eine Siedlung der Rarámuri-Indianer, die auf das 17. Jahrhundert zurückgeht. Cusárare bedeutet in der Indianersprache „Platz der Adler“. In der Missionskirche hat man 1967 während Bauarbeiten zwölf alte Gemälde entdeckt, die dem Leben Marias gewidmet sind. Sie erwiesen sich als kostbare Relikte und stammen aus dem 18. Jahrhundert. Sie wurden in Europa restauriert und werden in einem eigens dafür gebauten Museum ausgestellt. In Cusárare leben die Indianer noch sehr traditionell. Wer das Glück hat, hier dem Fest der Osterwoche (Semana Santa) oder dem Fest der Jungfrau von Guadalupe am 12. Dezember beizuwohnen, wird diese Eindrücke nie wieder vergessen.
Unweit vom Ort Cusárare kann man den Cusárare-Wasserfall besuchen. Nach einer etwa drei Kilometer langen Wanderung durch das landschaftlich sehr reizvolle Waldgebiet ist das Ziel erreicht. Dreißig Meter tief fällt das Wasser des Flusses wie ein Vorhang über eine Gesteinskante, die bei günstiger Sonneneinstrahlung von einem Regenbogen umrahmt wird.